Wege aus der Hilflosigkeit

M. Franken (Dorweiler, Germany)

Gespräche mit Menschen, die sich umbringen wollen, werden oft als belastend empfunden und führen nicht selten zu einem Gefühl von Hilflosigkeit. Der Vortrag möchte aufzeigen, wie man darauf auf eine gute Weise antworten kann. Dabei wird nicht nach Konzepten und konkreten Anweisungen für eine solche Situation gesucht, vielmehr wird aufgezeigt, wie wir die Achtsamkeit auf die Einzigartigkeit der Beziehung lenken können, um diese aufzubauen und zu vertiefen. Das wirkt sich für beide am Gespräch Beteiligten entlastend, wohltuend und hilfreich aus. Zur Sprache kommen dabei Aspekte von innerer Achtsamkeit, Akzeptanz, Mitgefühl und Weisheit.

 

Zentrale Lebensereignisse, Kontaktaufnahme zu suizidalen Personen und Bekämpfung der Mitgefühlsmüdigkeit

Kevin Briggs

Zusammenfassung

Jährlich sterben mehr als eine Million Menschen auf der ganzen Welt durch Selbstmord. Dazu tragen ein fehlendes Verständnis für die Problematik und zu wenig verfügbare Ressourcen in hohem Maße bei. Eine gewisse Angst davor, was man sagen oder nicht sagen sollte und wie man jemanden überhaupt fragt, ob er suizidale Tendenzen hat, stellt ein weltweites Problem dar. Der Vortrag erörtert “Active Listening Skills (ALS)” (“Aktives Zuhören” – ALS), die Anzeichen und Symptome von suizidalem Verhalten und welche Aufgabe die Empathie bei der Unterstützung einer psychisch erkrankten und möglicherweise suizidalen Person hat. Ein weiteres Thema ist, was bei der Interaktion mit einer Person die über Selbstmord nachdenkt, Erfolg gebracht hat und was nicht.

 

Ersthelfer und Betreuungspersonen leiden oft unter Mitgefühlsmüdigkeit oder nachempfundenem Trauma, die langfristig zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen können. Das Thema Selbstschutz für Ersthelfer wird behandelt, sowie die entscheidende Rolle der Verantwortlichen bei der Unterstützung des betroffenen Personals. Der Schwerpunkt wird nicht nur auf Fürsorge gesetzt, sondern auch darauf, wie man mit einer Person, die sich in der Krise befindet, erfolgreich umgeht.

Biographie

Polizeiobermeister Briggs ist ein pensionierter Polizist der California Highway Patrol, der viele Jahre auf der Golden Gate Bridge in San Francisco Dienst hatte. Während er auf Streife war, begegnete er vielen Personen, deren Lebenswille am seidenen Faden hing – Menschen, die die Hoffnung verloren hatten und keinen Ausweg aus ihrer derzeitigen Situation sehen konnten – die bereit waren, von der Brücke zu springen um damit einen plötzlichen Tod herbeizuführen und somit das Ende ihrer Qualen und Hoffnungslosigkeit.

Durch seine Güte, seine sanfte Stimme, Augenkontakt und seiner angeborenen Fähigkeit, “zuhören und verstehen” zu können, ermutigte Sergeant Briggs während seiner Dienstzeit mehr als 200 Menschen entweder nicht über die Brüstung zu springen oder von der prekären Position jenseits der Brüstung auf festen Boden zurück zu kehren um ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen. Diese herausfordernden, aber lohnenden Bemühungen brachten ihm den Spitznamen “Guardian of the Golden Gate Bridge” (“Hüter der Golden Gate Bridge”) ein. Nach 23 Berufsjahren bei der California Highway Patrol ging Briggs in Rente, um sein Leben weltweit der Aufklärung über psychische Erkrankungen zu widmen, durch seine Organisation “Pivotal Points” (“Angelpunkte”), die er gründete um Krisen-Management, Suizidprävention und Führungsqualitäten zu fördern.

Heute bewegt Briggs etwas, wenn er öffentlich über Suizidprävention und seine Begegnungen mit Menschen auf der Brücke spricht. Er tritt auf als Referent bei Trainings und Konferenzen an Universitäten, bei Unternehmen und für Organisationen wie die Ersthelfer oder die Polizei (und FBI), zu Themen wie psychische und physische Gesundheit, sowie gesundes Verhalten und fördert Suizidprävention, Krisenmanagement und Führungsqualitäten. Er berät große Konzerne in diesem Bereich und spricht ebenfalls auf einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema psychischer und physischer Gesundheit.

Faktoren, die das Gespräch mit Menschen in einer Krise beeinflussen

Dieter Waelte

Zusammenfassung

Vertiefte Analyse der Inhalte, die im Plenum präsentiert worden sind und Diskussion mit den Teilnehmern: Suizidale Krisen in der Telefonseelsorge stellen für den Mitarbeiter eine enorme Herausforderung und Ansten- gung dar: Habe ich in dieser Situation richtig reagiert und auch das richtige gesagt, um dem Betroffenen zu helfen? In diesem Vortrag sollen vor dem Hintergrund der aktuellen Forschung die wichtigsten Wirkfaktoren der Ge- sprächsführung bei suizidalen Krisen vorgestellt werden.

Was ist Selbstverletzung und wie können wir helfen? Behandlung von Selbstverletzung im Krankenhaus

Pauline Turnbull

Zusammenfassung

Selbstverletzendes Verhalten ist weit verbreitet und kann jeden Menschen jeden Alters treffen. Viele Menschen, die sich selbst verletzen, beschreiben diese Verletzung als einen Weg, mit schwierigen Problemen oder überwältigenden Gefühlen umzugehen. Selbstverletzung ist oft ein sehr privates und heimliches Verhalten, das es Menschen sehr schwer macht, Hilfe zu suchen. Menschen, die Hilfe suchen, indem sie ein Krankenhaus aufsuchen haben berichtet, dass die negative Reaktion des Krankenhauspersonals sie entmutigt, die Leistungen des Krankenhauses anzunehmen, und das Risiko weiterer Selbstverletzung erhöht wird.

Dieser Vortrag befasst sich damit, was wir meinen wenn wir über Selbstverletzung reden, und räumt mit häufigen Mythen und Stigmatisierungen auf. Vorgestellt werden relevante Forschungsergebnisse, mit Schwerpunkt auf die betroffenen Personen. Die Forschung des Manchester Self-Harm Project (Selbstverletzungsprojekt) und Kollegen im Multicentre Study of Self-Harm (Fachübergreifende Untersuchung der Selbstverletzung) zeigen die Bedeutung und das Ausmaß von Patienten, die sich mit Selbstverletzungen in Krankenhäusern in England anmelden und haben zu nationalen Richtlinien zur Behandlung von Selbstverletzung beigetragen. Wir schauen uns das Best-Practice in Krankenhäusern an, dessen Ziel es ist, eine bessere Behandlung für Menschen mit Selbstverletzung zu gewährleisten und bewerten diese Behandlung, um festzustellen, ob die Richtlinien umgesetzt werden und ob sie einen positiven Effekt haben.

Biographie

Dr Pauline Turnbull arbeitet seit 2002 im Bereich Suizidpräventions-Forschung, zuerst bei der nationalen Untersuchung von Suizid und Mord durch psychisch kranke Menschen (National Confidential Inquiry into Suicide and Homicide by People with Mental Illness), und unlängst als Projektmanager des Manchester Selbstverletzungs-Projektes – MaSH (Manchester Self-Harm (MaSH) Project). Derzeit ist sie Projektmanager der nationalen Untersuchung von Suizid und Mord durch psychisch kranke Menschen.